Design

Grid: Fluch oder Segen für modernes Webdesign?

Eine Website muss auf Screens von platzsparend bis raumgreifend alle möglichen Größen bedienen. Allein diese Tatsache hat Webdesign derartig verkompliziert, dass etliche Leitfäden und Tools entstanden sind, die die Arbeit eines Grafikers erleichtern. Diese Werkzeuge helfen, das Grid für jede Ansicht ganz genau einzuhalten – in sehr aufgeräumten, separierten Feldern. Das Ergebnis: sehr viele, sehr ähnliche Websites.

Dennis Wellbrock


Grid für modernes Webdesign auf Monitor, Tablet und Smartphone

Beginnt ein Designer seine Arbeit in einem Standard-Layoutprogramm, fordert es ihn oft zuerst auf, ein sogenanntes Grid auszuwählen. Er soll also den Rahmen festlegen und die Seitenmaße, Spaltenanzahl und Abstände bestimmen. Es entsteht ein Gestaltungsraster. Auf diese Weise beginnen Grafiker schon eine kleine Ewigkeit die Arbeit an einem Print-Layout – und inzwischen auch meist die Arbeit für digitale Produkte. Nur dass dieses Grid je nach digitalem Endgerät sehr viele unterschiedliche Rahmen vorgibt. Innerhalb dieses Rahmens fügen die Bestandteile des Designs sich so ein, dass die Inhalte möglichst einfach zu erfassen und zu bedienen sind. Und das für diverse unterschiedliche Screengrößen gleichermaßen.

Die einzelnen Elemente einer Responsive Website werden der Einfachheit halber in separate Boxen eingefasst. Das hat den Vorteil, dass zum Beispiel ein Artikelteaser mit allen zugehörigen Einzelelementen, wie Headline, Text und Bild, je nach Vorgabe im Grid für die anvisierte Screengröße platziert werden kann. Ein praktischer Vorteil, der zudem noch dafür sorgt, dass die Seite von der kleinsten bis zur größten Ansicht sehr aufgeräumt wirkt.

 

Verführerisch einfach

Das reduzierte Design in der praktischen Kastenform setzte sich allerdings nicht nur aufgrund der klaren Optik durch: Es ist auch sehr einfach und günstig zu bekommen. Die Gratis-Templates sind mit den beigefügten Anleitungen auch für Gestalter ohne Programmierkenntnisse leicht anpassbar. Bei Wordpress zum Beispiel gibt es tausende Themes zur Auswahl – nicht alle gratis, aber die Mehrheit ist auch nicht wirklich teuer. Mit wenigen Handgriffen sind die eigenen Menüpunkte, Bilder und Texte eingefügt. Fertig: bereit zum Upload.

Wird die gesparte Zeit zumindest sinnvoll investiert?

Eigentlich wäre bei so viel eingespartem Aufwand mehr Zeit für die Konzeption und Inhalte übrig. Eine Verlagerung der Ressourcen in dieser Art ist jedoch selten an den Arbeitsergebnissen abzulesen. Es ist offensichtlich zu verführerisch das quasi fast fertige Produkt einfach mit dem zu befüllen, was an Text und Bildern vorhanden ist. Dann kann der Auftraggeber in extrem kurzer Zeit mit einer Website online gehen, die in den meisten Fällen um Welten besser aussieht als die Vorgänger-Version. Allerdings bewirkt sie nicht viel mehr als das alte Modell. Wie denn auch? Sie setzt sich mit ihrem Layout und ihrem Inhalt nicht von anderen ab. Dafür bräuchte die Website ein inhaltliches Konzept, das sich mit den gewünschten Besuchern auseinandersetzt und ihnen über Google Content vermittelt, den sie selbst aktiv suchen.
Die Ziele sollten für einen Website-Relaunch in jedem Fall etwas höher gesteckt und konkreter formuliert werden als „besser als vorher“.